„Die Menschen, welche das Atelier betreten, sollen sich auch hier angeheimelt fühlen, nicht aber durch eine Umgebung von geschmacklos bemalten Hintergründen, Kopfhalterklammern und lebensunfähigen Möbelattrappen sofort verstimmt fühlen.“
Fritz Loescher, Kunstkritiker, 1873-1908
Werdegang von Carl Münkel (1841-1915)
Carl Münkel senior wurde am 7. März 1841 in Havelse bei Hannover als Sohn des Kleinbauern Conrad Christian Münkel, in sehr einfache Verhältnisse geboren.
Wie Carl Münkel das in seiner Jugendzeit noch recht junge Handwerk der Fotografie erlernte, ist nicht bekannt. Denkbar ist, dass er sich das Verfahren als Autodidakt eigenständig aneignete, wie es in den Anfangsjahren der neuen Technik durchaus üblich war. Oft wurde zugleich mit dem Verkauf von Kameras auch eine praktische Unterweisung in die Bedienung des Apparates angeboten.
Die Vorläuferform der frühen Fotografie, die Daguerreotypie, war 1839 von dem französischen Maler Louis Jacques Mandé Daguerre erfunden und in Paris vorgestellt worden.
Die erste bisher zu findende konkrete Spur zum beruflichen Schaffen Mündels als Fotograf führt nach Holzminden. Um 1870 ließ sich der damals 29-Jährige in der Kleinstadt im oberen Weserbergland nieder. Aus Holzminden sind die ältesten Fotografien Carl Münkels überliefert. Es sind Aufnahmen von Schulklassen und Porträts. Gruppen- und Personenbildnisse zählten über die gesamte Zeit zu einem wichtigen Standbein in Carl Münkels Berufsleben.
In Hannover heiratete Carl Münkel 1874 mit 33 Jahren seine 29-jährige Verlobte Alwine Schüßler, die zu der Zeit in der damaligen Residenzstadt lebte. Das Ehepaar ließ sich zunächst in Holzminden nieder. Dort wurden Carl und Alwine Münkel innerhalb von sechseinhalb Jahren vierfache Eltern der drei Töchter Mathilde (*3.12.1874), Margarete (*6.11.1876) und Frida (*30.4.1879) sowie des einzigen Sohnes Carl (*4.5.1881).
In seiner Zeit als selbstständiger Fotograf in Holzminden konnte Carl Münkel offenbar von seinen Einnahmen ein Haus erwerben. Innerhalb eines guten Jahrzehnts hatte es Münkel also zu einem gewissen Wohlstand gebracht und war als selbstständiger Gewerbetreibender ins Bürgertum aufgestiegen. Nach 1882 taucht der Name Carl Münkel in Archiven in Holzminden nicht mehr auf.
Die Balgenkamera, mit der die Fotografen im 19. Jahrhundert ihre Fotografien anfertigten, war zwar genau genommen eine relativ einfache Konstruktion; die hochwertigen Materialen, angefangen bei den optischen Linsen und den Glasplatten als Träger des Lichtbildes bis zu dem meist aus Mahagoniholz zusammengesetzten Apparat und einem Stativ machten das Handwerkszeug allerdings durchaus zu einer kostspieligen Investition.
In Köln ist im Jahr 1852 beispielsweise ein „vollständiger großer photographischer Apparat“ für 50 Taler zum Kauf angeboten worden. Unterdessen gab es für etwas mehr als einen Taler fast 50 Kilogramm Kartoffeln zu kaufen.
Nächste, kurze, berufliche Station für Carl Münkel war Pyrmont, das heutige Bad Pyrmont. Nur wenige Jahre betrieb er dort gemeinsam mit der Fotografin Frieda Niederhoff, die 1856 in Hannover geboren wurde, ein weiteres Fotoatelier. Mit seiner Tätigkeit in Holzminden müssen sich die Aktivitäten in Pyrmont zumindest zeitweise überschnitten haben. Denn es existieren Porträtfotos auf Karton, sogenannte Cartes de Visite, mit der Angabe beider Atelierstandorte auf den Bildern.
Die Porträtfotos hatten meistens die auch heute noch bei Passbildern in etwa übliche Größe von 9 x 6 Zentimetern. Daneben gab es auch andere Formate wie das sogenannte Kabinettbild mit einer Größe von 10 x 15 Zentimetern oder das Oktavformat mit einer Größe von 10,5 x 16,5 Zentimetern.
Gemeinsam mit Frieda Niederhoff eröffnete Carl Münkel im November 1882 auch in Münster ein Atelier. Dorthin war er kurz zuvor mit seiner Familie umgezogen. Von seiner Geschäftspartnerin sind keine weiteren Lebensdaten bekannt; aus der Meldekartei ist lediglich noch überliefert, dass Frieda Niederhoff 1885 zurück nach Pyrmont zog.
Carl Münkel arbeitete hingegen noch ein paar Jahre weiter in Münster, bevor er am 27. Juni 1888 vom Meldeamt der Stadt Schwerte als Neubürger registriert wurde. Im Alter von 47 Jahren hatte Carl Münkel senior damit die letzte und wichtigste Station seines beruflichen Lebensweges erreicht, an der er auch die längste Zeit seines Lebens wirken und schließlich im Alter von 74 Jahren sterben sollte.
In Schwerte hatte es bis zur Niederlassung Carl Münkels kein dauerhaftes Fotoatelier gegeben. Einige wenige Vorgänger versuchten sich zwar darin, der Einwohnerschaft der Stadt ein regelmäßiges Angebot von Porträtaufnahmen zu machen. Die sporadischen Ateliers, meist unter freiem Himmel in Gärten von Gaststätten, existierten aber alle nur wenige Monate und verschwanden danach völlig von der Bildfläche. Fotografien von diesen Lichtbildnern sind, womöglich aufgrund der geringen Anzahl, nicht überliefert.
Dagegen haben sich von Carl Münkels Aufnahmen bis heute hunderte Exemplare erhalten. Vielfach stecken sie seit Jahrzehnten in Fotoalben oder Fotokisten von Nachfahren der damals Porträtierten. Gehandelt werden die Fotos auch auf Sammlerportalen im Internet.
In der Ausstellung im Wuckenhof sind neben den Fotos mit Personen, die Carl Münkel angefertigt hat, auch viele Ansichten der Stadt Schwerte oder von gastronomischen Betrieben aus seiner Linse zu sehen.